Antifeministische Netzwerke


Antifeminismus ist so alt, wie die Bestrebungen nach Gleichberechtigung.

Waren die letzten 70 Jahre von einer, wenn auch langsamen Verbesserung gekennzeichnet, so glaubten viele, dieser Weg würde stetig weiter gehen. Das Jahr 2025 kann in einer Reihe von Ereignissen als offener Wendepunkt in Bezug auf internationale Gleichstellungsrechte gesehen werden. Durch die offene Zurschaustellung des trump’schen Antifeminismus und seiner obsessiv verfolgten Rückabwicklung der Rechte von LGBTQI+ Menschen, begonnen mit den Rechten von Trans*Personen, zeigen sich Gegner der Gleichstellung gestärkt und bestätigt. Aus diesem Grund ist jetzt der Zeitpunkt noch klarer für den Erhalt unserer aller Rechte zu kämpfen. Der Verlust der eigenen Rechte beginnt nicht durch Gesetze, sondern durch die Verschiebung des öffentlichen Diskurses.
Diese Entwicklungen – auch in Europa sind jedoch kein plötzliches Ereignis, sondern das Ergebnis jahrelanger Bestrebungen radikal konservativer Einzelpersonen und international vernetzen Strukturen. Seit Beginn der 2000er Jahre formieren sich (wieder) offen antifeministische Bewegungen in den USA und Europa. In Spanien und Italien formierten sich bereits 2005 und 2007 Großdemonstrationen gegen Gleichstellung aller Geschlechter und sexuellen Orientierungen, Frauen und auch der Geschlechterforschung. In der folgenden Dekade nahmen internationale Bewegungen gegen die „Ehe für alle“ und gegen reproduktive Gerechtigkeit massiv zu. Wobei es ihnen nicht nur gelang enorme Geldsummen zu akquirieren, sondern auch den öffentlichen Diskurs nach und nach in ihre Richtung zu lenken. Hier ist das Zusammenspiel, bzw. die ineinander greifenden Stränge besonders spannend in ihrer Betrachtung.

Die katholische Kirche, wie auch andere christliche Gruppen, die international gegen Gleichstellung agieren und es zum Teil, wie auch die extreme Rechte als „Anti-Gender-Kampf“ betiteln, sind auch aufgrund von finanziellen Vernetzungen nicht immer deutlich von diesen Gruppen zu trennen. Sehr deutlich zeigte dies Sonja Strube mit ihrem Buch „Rechte Versuchung -Bekenntnisfall für das Christentum“ aus dem letzten Jahr auf.

Zu betonen ist, dass dies keine Einordnung der katholischen Kirche in das rechte oder auch extrem rechte Spektrum ist, sondern ein Hinweis auf die Vernetzung katholischer Institutionen in rechte Netzwerke. Beides kann und muss getrennt voneinander betrachtet werden, die Überschneidungen lassen sich jedoch ebenfalls nicht verleugnen. Nicht nur die katholische Kirche, auch die russisch orthodoxe Kirche und Teile evangelikaler Gruppen beteiligen sich an dem Kampf gegen Gender Mainstream. Zwar verfolgt beispielsweise die katholische Kirche eine klare antifeministische Agenda mit dem Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen und ihrer Haltung gegen die vollumfänglichen Rechte von LGBTQI+ Personen, ist jedoch in ihrem agieren in anderen Themenfeldern klar und deutlich von extrem rechten Akteur*innen zu trennen. Die Rolle der Geschlechter innerhalb der katholischen Kirche und auch die Finanzflüsse des Vatikans lassen jedoch die Tür einen Spalt zu weit offen, sodass ihre Positionen vermehrt durch Rechtsextreme, Antidemokraten und Faschisten genutzt werden um den Fuß in den Personenkreis zu setzen. Die extreme Rechte nutzt planvoll vermeintlich massenkompatible Themen um weiter in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen. Sehr ausführlich schrieb Daniela Rüther auch zu dem Themenkomplex der Übernahme von antifeminsitsichen Motiven in die Programme der AfD, in ihrem Buch „Die Sexbessenheit der AfD“ von 2025. Die Vernetzung von religiösen Gruppen und der extremen Rechten – vor allem im Bezug auf reproduktive Gerechtigkeit, Sexualität und Geschlechtlichkeit sind eine Tür zur sogenannten Mitte der Gesellschaft.

Das Beispiel Citizen GO

CitizenGO ist eine Plattform und Stiftung, die Petitionen voranbringt und ultrakonservative Interessen vertritt. Sie ist in über 10 Sprachen in Europa, Nord- und Südamerika und Afrika aktiv.

Zielsetzung der Plattform und Stiftung ist eine ideologische Verschiebung der Rechtsordnung hin zu fundamental konservativ-religiösen Wertvorstellungen. Diese Erscheinungen sind keinesfalls nur auf einzelne rechte Parteien und Organisationen zu beschränken, sondern ziehen sich, wie bereits beschrieben durch ganz Europa. Sogenannte Anti-Gender-Netzwerke wie CitizenGo agieren international mit weit verzweigten Geldgebern. Sowohl in der extremen Rechten als auch unter fundamentalistischen christlichen Netzwerken gibt es Verbindungen. Hier soll das Beispiel Citizen Go kurz vorgestellt werden: ein Petitionsnetzwerk, welches gerade eine Kampagne gegen Prof. Dr. Joachim Volz fährt, der sich gegen das Recht der katholischen Kirche als Trägerin einer Klinik stellt, medizinisch indizierte Schwangerschaftsabbrüche zu verbieten. Eine kleine Gegenpetition, die auf den ersten Blick alles, aber nicht ernst genommen werden kann, jedoch in einem Netzwerk internationaler Antifeministen zu verorten ist. Weitere Kampagnen für diese Pattform gegen Frauke Brosius-Gersdorf und verhnderte somit vorerst ihre Wahl zur Verfassungsrichterin. So wurde frühzeitig eine Petition in das das Netzwerk eingestellt und sehr geziehlt weiterverbreitet. CitizenGo finanziert europaweit Kampagnen gegen Gleichstellung, reproduktive Gerechtigkeit, die Queere Community und unterstützt weltweit rechte Parteien. Die Stiftung selbst ist durch Großspenden finanziert, was eine Studie verfasst von Neil Datta, Sekretär des Europäischen Parlamentarischen Forums für sexuelle und reproduktive Rechte aus dem Jahr 2019 klar aufzeigte. Die Analyse aus dem Jahr 2021 zeigt, dass zu den Geldgebern sowohl eine Reihe spanischer Milliardäre, Personen aus der amerikanischen christlichen Rechten um Trump, wie auch russische Oligarchen und christliche Organisationen und auch der Vatikan gehören. Hinter der Plattform stehen somit international vernetzte, christlich-fundamentalistische Akteure und ihre Kampagnen fördern Antifeminismus, Queerfeindlichkeit und rechtspopulistische Ideologien. Gegründet wurde die spanische Stiftung von Ignacio Arsuaga im Jahr 2013, der auch heute noch Kopf der Stiftung ist. CitizenGo betreibt mit weiteren, ihr verbundenen Organisationen auch Lobbyarbeit in Brüssel und unterstützt Klagen gegen Personen und organisationen, die sich im Bereich Gendermainstreaming engagieren.

Diese Plattform ist ein Beispiel von vielen. Nach außen wirkt es klein, wie eine Randerscheinung, bei genauerer Betrachtung zeigen sich jedoch weitreichende Vernetzungen und Einflüsse. Ein Grund mehr diese Informationen zu verteilen und bekannter zu machen.

Quellenangaben:

https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/2025/01/defending-women-from-gender-ideology-extremism-and-restoring-biological-truth-to-the-federal-government/

Birgit Sauer, Anti-feministische Mobilisierung in Europa. Kampf um
eine neue politische Hegemonie? 2019 online Publikation: https://doi.org/10.1007/s12286-019-00430-8

Daniela Rüther, Die Sexbessenheit der AfD – Rechte im Genderwahn, 2024.

Sonja Angelika Strube, Rechte Versuchung – Bekentnisfall für das Christentum; Strube 2024.

https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2024-04/deutschland-kritik-katholische-kirche-abtreibung-lebensrecht.html

https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2023-12/erklaerung-vatikan-dikasterium-glauben-segen-segnung-paare-homo.html https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2023-11/trans-sex-homo-vatikan-glauben-dikasterium-kirche-sakramente.html

https://www.epfweb.org/sites/default/files/2022-02/EPF_EN_TOTI_9SEP%20DEF_%20DEU_FINAL.pdf

https://taz.de/Online-Petitionen-gegen-Abtreibung/!5786746/

https://www.gwi-boell.de/de/2021/08/12/russischer-oligarch-finanziert-anti-abtreibungs-plattform?amp


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